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Aktuell
Seit einiger Zeit unterrichte ich die Klasse Katharina Grosse an der Düsseldorfer Akademie in Textarbeit. Wir lesen inspirativ Flusser, Kamper, Deleuze, Didi-Huberman und die Anderen. Wir schauen uns die neuesten Arbeiten an, die im Atelier entstehen, und setzen sie zu den Texten in Verbindung. Das ist Synapsen-Rock vom Feinsten.
Beim letzten Rundgang hat die Klasse zusammen mit den großartigen Performance-Künstlern Prinz Gholam Performances erarbeitet. Ich war nur eineinhalb Tage dabei, habe aber eine Woche gebraucht, bis ich Stewardessen, Kassiererinnen und Kellner nicht mehr des Rollenspiels verdächtigt habe. Ich musste ständig an Handkes Stück „Der Tag, an dem sie nichts voneinander wussten“ denken und habe das erste Mal in meinem Leben bewusst geduscht.
Jeder Dreh an jedem Knauf ein Handgriff mit Metaebene. Jedes Stehen an jeder noch so zugigen Haltestelle mit der Frage versehen, ob wir nicht alle unser Sein performen. Irgendwann war ich dann zu lange in einer Bar, und die Welt als Performance hatte sich wieder ausgerauscht, meine Handgriffe wurden wieder fahrig, und das Wasser prasselte prä-rundgang-mäßig unbehelligt hinter meinem Rücken auf den Boden.
Schön war die Szene, als ein älteres Ehepaar vor drei Studierenden (Domingo, Aeran, Noemi) stand, die rhytmisch und versunken Zettel an Holzplanken tackerten, und sich ratlos fragte: „Sollte hier jetzt nicht eine Performance stattfinden?“
Alle Besucher, die mit dem „Ikea-Blick“ in die Räume kamen, entgleisten: „Die Klasse Grosse stellt nichts aus.“ Die meisten anderen waren begeistert. Und noch ein Gerücht ging in den Gängen rum: „Habt Ihr gesehen, die Grosse hat einen silbernen Anzug an? Die performt sicher gleich…“
Was mich so begeisterte, war, dass jede der Performances es geschafft hat, meine Wahrnehmung so zu schärfen wie schon lange nicht mehr. Für Schritttempi und Zeitwahrnehmung, für Bodenbeschaffenheiten, die Dynamiken des An-einem-Seil-Ziehens, Rückenansichten in der Malereigeschichte, über Intimsphären und Haareziehen und darüber, dass man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
Manche haben sich mehr riskiert, andere weniger, manche haben die Spannung gehalten, andere haben genau das nicht getan. Aber alle haben eine Ausdrucksform gefunden, die nicht übers Sofa passt, aber ihren eigenen Arbeiten einen ganz neuen Dreh gaben.
Zum Schluß gab’s bunte Nudeln.
Und einen Blick mit Caspar David Friedrich auf die Wand, an der die Kunst nicht mehr hängt.
Und eine wunderbare Zeitung gab’s auch noch. Bravo! Auch an die, die hier nicht verewigt sind.
Und als Nachtrag eine von Lea Peters‘ Performances mit der ganzen Klasse und eine weitere Rückenansicht, diesmal mit Hut: