Und mir ist dazu eingefallen: „Fallen oder Passen, oder warum letzten Endes nur Ästhetik hilft“.
Berliner Wintersalon

In einem Friseursalon habe ich schon gelesen, in einer Kaffeerösterei, einem Bademodenladen, ich arbeite an meiner ersten Kreuzfahrtlesung (natürlich nur weil ich David Foster Wallace so verehre). Sauna mag ich nicht und Schwitzhütten auch nicht (obwohl die Lesung in dem Zelt auf dem Prenzlauer Berg Literaturfest eigentlich eine 1A-Entgiftung war und ich mich dabei auch noch prächtig mit Marion Brasch unterhalten habe) – aber diese Jurten hier, die sehen aus wie aus der Käsetheke im Lafayette oder wie die Knöpfe an einem Mongolenhemd, und in die Mongolei, da würde ich natürlich noch viel lieber hin als auf eine Kreuzfahrt. Also lese ich nächste Woche gleich dreimal aus 34 Meter über dem Meer in the Yurts. Am Donnerstag um 14 und um 16 Uhr und am Sonntag um 19 Uhr. Mit Jenny Erpenbeck, Marica Bodrozic, Nora Bossong, Jan Wagner und vielen anderen Autoren.
Einen Buchtipp hab ich auch noch: Howard Jacobsons Liebesdienst. Ein großartiger, erotischer Roman, der in seiner Leidenschaftlichkeit ein Gegenstück zum durchgecoachten und problemlösungsorientierten Beziehungsdiskurs ist, der mir mehr und mehr auf die Nerven geht, und der nebenbei meine herrlich verschneiten und verschlutzkrapften Weihnachtsferien in Südtirol gepfeffert hat. Der Roman, meine ich.
—10.01.20132012 darf jetzt zu Ende gehen
Wenn das nicht nach Schreibwut aussieht! Nächstes Jahr ist der Roman dran, nur der Roman! Oder sagen wir: fast…
- 34 Meter über dem Meer(Roman), C. Hanser Verlag, München.
- Mode – ein kulturwissenschaftlicher Grundriss(Sammelband). Herausgegeben von Laura Bieger, Annika Reich und Susanne Rohr, W. Fink Verlag, München. Einleitung von A. Reich und L. Bieger.
- Dietmar Kamper: Traumbuch. Träumen als Einbildungskraft (Nachgelassene Schriften). Herausgegeben von Bernd Ternes, Annika Reich und Rudolf Heinz, W. Fink Verlag, München. Vorwort von Annika Reich: Der Traum vom Umzug ins Offene – Dietmar Kampers hermetische Poesie.
- Wenn ich dich liebe, was geht es dich an? (Erzählung). ARD-Radiofestival.
- Verdichtete Transparenz (Text zu dem Kunstbuch von Bettina Khano: You may appear closer than you are) Hatje Cantz Verlag, Berlin.
- „SEO’s personal evolution“ Essay zu ihrem neuen Zyklus „personal evolution“ in der Zeitschrift art.es auf Englisch und Spanisch.
- „Verwunschene Wirklichkeiten“ (Katalogtext zu Bernd Kirschner). Galerie Michael Schultz Berlin.
- SEO hinter den Spiegeln (Katalogtext zu SEO). Galerie Michael Janssen.
- „Und dann macht Venedig cheese!“ (Radio-Essay zum Thema: Stadt-Rat), Zündfunk, Bayern 2.
- „Spule ins Meer“ (Radio-Essay zum Thema: Plus Eins), Zündfunk, Bayern 2.
- „Der schiefe Turm von Pisa“ (Radio-Essay zum Thema: Lernziel), Zündfunk, Bayern 2.
- „Er will doch nur spielen“ (Radio-Essay zum Thema: Womit müssen wir Rechnen?), Zündfunk, Bayern 2.
- „Der Mut der letzten Zeit“ (Erzählung) SALZ, Zeitschrift für Literatur, Salzburg.
- „Erinnerung“ (Liedtext) mit Gudrun Gut, auf Gudrun Guts Album: Wildlife.
- „Weihnachten im Stück“ (Erzählung) in: Susanne Gretter (Hg.): Wie immer unverhofft. Neue Weihnachtsgeschichten, Suhrkamp Verlag, Berlin.
- „Fallen oder Passen, oder warum letzten Endes nur Ästhetik hilft“ (Radio-Essay zum Thema: Wer macht die Gefühle?), Zündfunk, Bayern 2.
Fernschreiber: Wer macht die Gefühle?
2. Literarisches Quartett
So sieht’s aus in der Tucholsky Buchhandlung in Berlin Mitte. Und der Herr, der dort Bücher ordnet, ist Jörg Braunsdorf. Auf dem langen Tisch liegt nicht ein einziges schlechtes Buch, und auch in den Regalen ist eher Lyrik als Sarrazin. Hinten gibt’s eine sehr gut sortierte, originelle Kinderbuchabteilung, keine Conny, sondern Mr. Gum, das absolute Lieblingsbuch meiner Kinder.
Manchmal spaziere ich nachts an dem Laden vorbei, und dann kommt es schon mal vor, dass Mr. B. noch da sitzt mit seinen Mitarbeitern. Er winkt mich dann rein, wir trinken zusammen, und er schenkt mir ein Buch und noch eins: „Das musst Du lesen! Und das hier… Wie das kennst Du nicht? Hier nimm es mit!“
Am Freitag moderieren wir zusammen das
2. Literarische Quartett für Kinder
um 16 Uhr in der Tucholskystraße 47.
Vier Kinder stellen ihre Lieblingsbücher vor. Gut, es sind wieder mal Katzen auf dem Cover, aber nicht nur, und trotz Katzencover war es beim letzten Mal großartig. Vier total souveräne Kinder, die mit großer Verve ihre Bücher vorgestellt und kritisiert haben. Kommen Sie vorbei! Am Freitag, oder auch mal nachts. Der Wein war fast so gut wie die Bücher.
If the Impressionists had been dentists
Ab morgen unterrichte ich wieder mein Blockseminar „Textarbeit für bildende Künstler“ an der Kunstakademie Düsseldorf.
Dafür hab ich nochmal im Rhizom gelesen und vollkommen vergessen, dass Deleuze und Guattari auch Sätze schreiben wie: „Die amerikanische Sängerin Patty Smith singt das Evangelium des amerikanischen Zahnarztes: sucht keine Wurzel, folgt dem Kanal…“
Noch besser ist nur Woody Allen zu dem Thema in einem fiktiven Brief von Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo If the Impressionist had been dentists:
Dear Theo,
Will life never treat me decently? I am wracked by despair! My head is pounding! Mrs. Sol Schwimmer is suing me because I made her bridge as I felt it and not to fit her ridiculous mouth! That’s right! I can’t work to order like a common tradesman! I decided her bridge should be enormous and billowing, with wild explosive teeth flaring up in every direction like fire! Now she is upset because it won’t fit her mouth! She is so bourgeois and stupid, I want to smash her! I tried forcing the false plate in but it sticks out like a star burst chandelier. Still, I finf it beautiful. She claims she can’t chew!
What do I care whether she can chew or not! Theo, I can’t go on like this much longer!
Vincent.
Außerdem habe ich Vilém Flusser wieder entdeckt: Dinge und Undinge und Vogelflüge. Und ich bekomme Schokolade auf meinen Platz gelegt. Ich meine, wenn das nicht alles ein Grund ist, morgen früh freudig um fünf aufzustehen…
