Mein Kinderausweisphoto und die RAF
Ich erinnere mich noch genau, wie ich beim Photographen zwei Sorgen hatte: Erstens wollte ich meine Zahnlücke nicht zeigen und zweitens wollte ich möglichst unauffällig aussehen, weil ich überzeugt davon war, Mitglied der RAF zu sein.
Zu dieser Zeit verbrachte ich Stunden vor den Fahndungsplakaten und war mir sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis ich dort auch mein Gesicht in unterschiedlichen Ausführungen entdecken würde – mit Zöpfen und ohne, mit Brille und ohne. Meinen Eltern erzählte ich es nicht, zu groß war die Sorge, sie da mit reinzureißen.
Das Photo ist gerade zusammen mit einem Auszug meines ersten hochsentimentalen Romanprojekts Schattenzwilling in der von Florian Werner herausgegeben Anthologie „Wenn ich gross bin, werd ich Dichter. Frühe Texte bekannter Autoren“ erschienen.
—13.03.2015
Die ersten Lesungen
Man sieht es, glaube ich: Ich liebe Lesungen. Das Schreiben ist eine einsame Tätigkeit und eine langwierige. Drei Jahre habe ich an diesem Roman gearbeitet. In dieser Zeit war es sehr still. Eigentlich ist es immer sehr still. So sehr ich diese Art der Konzentration auch brauche, so wenig liegt sie mir.
Umso schöner, dass ich in der Woche nach dem Erscheinen gleich dreimal lesen durfte. Zuerst auf der Buchpremiere mit der leuchtenden Luzia Braun und der Buchhändlerinnen-Granate Sabeth Vilmar in der Kulturbrauerei. Dann in der autorenbuchhandlung mit Christian Dunker und Marc Iven, die ich demnächst beide heiraten werde. Und gestern Abend mit Ulla Lenze und Florian Werner im me-collector’s room und einem Gespräch, das ich mir gewünscht, wenn ich es geahnt hätte.
Heute ist es wieder still hier an meinem Schreibtisch. Doch wenn solche Abende hinter mir liegen, dann ist die Stille ganz bei mir.
—05.03.2015
Zehnseiten-Lesung
Das ist die Kurzversion der Lesung, die mit dem Satz: „Wahrscheinlich war ihr Sex ein Egozentriker, der keine Kinder mochte“ endet. Damit hier ja und bloß kein falscher Eindruck entsteht, können Sie sich auch die ganze Lesung auf www.zehnseiten.de anschauen. Die endet anders.
Und: wer noch keine Karten für die Buchpremiere morgen, 26.2. um 20 Uhr, im Maschinenhaus der Kulturbrauerei hat, kann sie auch direkt im wunderbaren Georg Büchner Buchladen bestellen. Freue mich sehr auf alle, die kommen!
—25.02.2015Ein Lebenszeichen
Das ist meine Cousine Lilan mit ihrem Kater Leopold. Sie ist so krank, dass sie seit Jahren das Haus nur noch für Arztbesuche verlassen kann. Wie man trotzdem lebt, habe ich mir letztes Jahr in unserem FAZ-Blog „Ich. Heute. 10 vor 8.“ versucht zu erklären.
Letzten Juni hatte sie angefangen, einen eigenen Blog zu schreiben, einen Trotzdem-Blog: Take These Broken Wings. Doch dann bekam sie einen Rückfall, der so schlimm war, dass sie für Monate abtauchen musste. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Wir tauschen Nachrichten aus, wenn sie kann.
Vor ein paar Tagen hat sie in ihrem Blog wieder einen Text gepostet, über letzten Juni, über ihr Leben und unseres: On a Late Afternoon in June. Es ist ein Lebenszeichen – trotz allem.
—24.02.2015Die erste Rezension
Heute darf ich das: eine Rezension posten. Ich darf das, weil heute Erscheinungstag ist, und ich schon den halben Tag versuche, eine komplizierte Torte zu backen, um meiner Nervosität die Kaprize von Biskuit entgegenzusetzen.
Also, falls jetzt doch noch alles zusammenfällt, lese ich eben noch mal, was Claus-Ulrich Bielefeld eben im Kulturradio gesagt hat.
—23.02.2015

